Review Power-Metal.de

Dezember 27th, 2008 by Marco | Comments (0)

Erneut eine schöne Eigenpressung der Bremer: Unterhaltsamer Gothic/Power-Mix mit viel Gespür für Melodie.

Nachdem mir das Debütalbum der Bremischen Power/Goth-Formation SORROWFIELD ziemlich viel Spaß gemacht hat, freue ich mich sehr, dass knapp drei Jahre später auch der Nachfolger „Devourer“ auf meinem Schreibtisch landet. Nach dem coolen Intro, das wirkt, als würde man sich durch einen Sturm langsam einer Musikkneipe nähern, wo gerade SORROWFIELD auf den Brettern stehen, geht es mit ‚Love Don’t Rule Me Again‘ erst mal relativ sanft und schmachtend zur Sache. Die Trademarks der Band sind wieder da: Die melancholische Melodieführung und Marcos dunkle und melodische, speziell in diesem Song sehr weich wirkende Stimme, die mich seinerzeit dazu brachte, die Band mit den späteren SENTENCED zu vergleichen.

Ein toller Einstieg und nach wie vor ein passender Vergleich, doch würde was fehlen, wenn das ganze Album in diesem Stil gehalten wäre. So überrascht es auch nicht, dass die Band schon beim folgenden Titelstück ein paar Briketts nachlegt und dem Ganzen eine zünftige Power/Thrash-Schlagseite hinzu fügt. Was Seichteres würde ja zu einer Story über die Wölfe, welche Sonne und Mond verschlingen, nicht so recht passen, oder? So kommen gar ein paar Screams vor, die auch einer Metalcore-Band nicht schlecht zu Gesicht stünden. Auch ‚The Mighty Suffer‘ hat einen harten und dunklen Groove. Bei ‚Vain Winds‘ treten akustische Elemente und ein guter Schuss Lagerfeuerromantik hinzu, ‚Abdes Pantera‘ glänzt mit großartigen Gitarrenharmonien, funkige Rhythmik und zerbrechlichere Arrangements prägen ‚Forged Anew‘, zumindest am Anfang, und ‚Prayer To Isis‘ erinnert mich ein wenig an locker rockende METALLICA-Sachen aus der „Load/Reload“-Ära, die einen erhöhten Melodic-Touch abbekommen haben. Das meine ich übrigens durchaus positiv. Überraschend hart und bissig präsentiert sich die Truppe erstmals bei ‚Hannibal‘, was den Reiz der Scheibe aber insgesamt nochmal deutlich erhöht.

Wenn Metal-Archives den Stil der Band lapidar als Gothic Metal darstellt, finde ich das insgesamt sehr kurz gegriffen. Ob die von der Band selbst gewählte Bezeichnung „Pure Scandinavian Pussy Metal“ deutlich besser ist, will ich nicht weiter kommentieren. Klar, Melancholie und gefühlvolle Vocals sind teilweise prägende Elemente des SORROWFIELD-Sounds, doch das ist lange nicht alles. Die übrigen kitschigen Stereotype der Goth-Szene gehen der Band komplett ab und außerdem gibt es haufenweise knackige Riffs und gediegene Härte, welche die Band viel weniger für die Gruft-Fraktion als vielmehr für Power-Metal-Fans mit Schwäche für einfühlsame Melodien und ein wenig Romantik interessant machen. Wer das Debüt mochte, der kann bedenkenlos zugreifen. Zumal die Scheibe erneut schön aufgemacht ist und zu jedem Song ausführliche und informative Linernotes enthält, welche die interessanten Texte mit persönlichen, historischen, mythologischen und literarischen Bezügen näher erläutern.

Anspieltipps: Devourer Of The Sun, Prayer To Isis, Orion, Abdes Pantera, Hannibal

Rüdiger Stehle [25.12.2008]

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