MS Treue – Bremen, 25.06.2010

Juli 2nd, 2010 by Marco | Comments (0)

Flyer_Release4cUnsere friesischen Brothers In Arms von THE MISTRAL, wollten feiern und zwar den CD-Release ihres neuen Albums „When The Evening Crowns The Day“. Und weil die Leute in Emden nur noch Punk und Grindcore hören, rechneten sie sich ein größeres Publikum in Bremen aus. Den Support-Gig für diesen Abend hatten wir natürlich gerne zugesägt, zumal auf der Treue zu spielen (ein Betonschiff an der Bremer Schlachte), schon einen sehr besonderen Charakter hat. Dritte im Bunde waren GRENOUER, eine moderne Death-/Thrash Metal-Truppe aus St. Petersburg. Wir haben uns gefragt, wieso die auf den Bolzen kommen, sich für einen Gig via Ryan Air in die Hansestadt zu schwingen und so wirklich hat sich diese Frage auch noch nicht beantwortet… außer dass einer von THE MISTRAL mal irgendwo einem von GRENOUR begegnet ist und mit ihm dann zusammen einen über den Durst getrunken hat… Nun denn…!

Die Ruskis hatte ich mir dann im Vorfeld mal über´s Internet reingezogen und festgestellt, die Jungs mittlerweilen schon arsch-professionell agieren, ich glaube fünf Alben draußen  und (richtige) Videos am Start haben, also solche, bei denen tatsächlich jemand Regie geführt hat und keine von irgendeinem Kumpel mit seiner Wackel-Cam gedrehten Proberaum-Mitschnitte und so. Naja jedenfalls wollten wir den Jungs dann lieber die Pole Position (Platz 2 von 3 in der Auftrittsreihenfolge) überlassen, zumal sie nun auch einen recht weiten Weg hinter sich hatten. Wir würden also als erstes spielen, was wir auch ganz gut fanden, weil das Bandbier inzwischen recht dezimiert worden war und Dirty Harry auch bereits ins Spiel gebracht wurde.
Es zögerte sich zunächst alles sehr in die Länge, erst technischerseits, dann weil GRENOUR auf einen ausgiebigen Soundcheck bestanden und dann weil sie sich weigerten von der Bühne zu gehen, weil sie lieber als erstes spielen wollten wegen akuter Halsschmerzen des Sängers, und dann erstmal die Diskussionen losgingen… Viele „weil´s“ in einem Satz und es hätten noch mehr sein können! Also ließen wir sie in Gottes Namen anfangen…

Wer sich eine Mischung aus Meshuggah, Fear Factory und Slipknot vorstellen kann, der hat ein ungefähres akustisches Bild der Russen, die sich schweine-tight präsentierten und deren Performance von viel Erfahrung zeugte. Trotz dieses Brettes lichteten sich die Reihen im Publikum während des Gigs ein wenig, welches von Beginn an nicht übermäßig zahlreich angetrabt gekommen war. Sänger „Ind“ hatte scheinbar wirklich mit einer angeschlagenen Stimme zu kämpfen, spackte aber voll crazy ab, ey und machte Ansagen wie „Metal! Metal! Metal! Metal!“ oder „Metal is our pride! Metal!“ oder erzählte den noch Anwesenden, dass sie das geilste Publikum von der Welt wären.

So, nun durften die Sorrowfielders ran, die inzwischen dafür gesorgt hatten, dass sich nicht allzu viel von der Bandbierkiste der Umgebungstemperatur anpassen mußte. An diesem Tage fingen wir entgegen unserer Gewohnheiten mal mit „Pussy Express“ als Opener an und hatten auch ansonsten ein recht flottes Set aus nur noch neuen, unveröffentlichten Stücken zusammengestellt. Das Stück mit dem Arbeitstitel „Riddles“ hatte heute Weltpremiere (inhaltlich inspiriert ist dieser Titel von dem Buch „Die wilden Götter“ von Tor Åge Bringsværd). Außer „Magic Carpet“ waren alle neuen Sachen, die bis dato stehen mit dabei. Ich glaube, dem Publikum, was wieder ein klein wenig zahlreicher angerückt war, hat es Spass gemacht und wir sind allesamt auf der Bühne mördermäßig ins Schwitzen geraten. War auch etwas beengt da oben, so dass ich viel vor der Bühne rumgehampelt bin. Wem es aufgefallen ist, bei „Pussy Express“ hab ich mich direkt ziemlich vertan und ordentlich Unfug ins Mikro gebölkt. 🙂

THE MISTRAL habe ich noch nie organisch zusammenwirkend empfunden wie heute. Für die Friesen sind hier viele Haare geflogen und auch mein Kurzhaarschädel rotierte fröhlich vor sich, während die Jungs uns ihr neues, famoses Album „When The Evening Crownes The Day“ um die Ohren geballert haben. Ein Hit, der mir live besonders im Ohr geblieben ist, war sicherlich „Reset My Mind“, aber auch das restliche Songmaterial kann sich absolut hören lassen und hat hoffentlich auch notorische Synthie-Gegner ein wenig angesprochen. Die Anwesenden haben die Band gebührend gefeiert und das hundertprozentig verdient. THE MISTRAL hüpfen und springen nicht wie die Hoppelhasen, aber sie sind ja auch nicht mehr die allerjüngsten (höhö) und die stattdessen gelieferte Authentizität und Publikumsnähe ist mir persönlich ungefähr achthundert mal lieber und macht die Band zu einem Sympathie-Träger. Aber das absolute Highlight für mich persönlich, war, dass ich Johannes` (ihm sein) vollgemockertes T-Shirt gefangen habe (der Wurf war allerdings gezielt und mit Ansage)! Am nächsten Morgen wurde ich durch einen spitzen Schrei geweckt. Es war meine Frau, die gerade besagtes Shirt zusammengeknüllt im meinem Rucksack gefunden hatte.

by Marco, 02.07.2010

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